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Gera, Thüringen, Germany
Pernah Belajar Filsafat pada Sekolah Tinggi Filsafat Katolik Ledalero. Sekarang Mahasiswa pada Philosophisch-Theologische Hochschule SVD St.Augustin - Jerman

SUARA - KODA

KODA

Pana mai tada lewung, gawé mai tiru tana.
Pana éka sépat lewo, gawé éka sigan tana.

Gelekat tuén Lera Wulan, gewayang golén Tana Ékan.
Beta doré doan-doan, bauk tematan léla-léla.
Nubung nala méi menung, barang nala raa loma.

13 July 2017

ERINNERUNGSORTE IM FREMDSPRACHEUNTERRICHT AM BEISPIEL AUSCHWITZ


ERINNERUNGSORTE IM FREMDSPRACHEUNTERRICHT
AM BEISPIEL AUSCHWITZ*

(Elvin Septiani Sagala)

Die menschliche Geschichte ist durch die Erinnerung gekennzeichnet,   die sie mit der Vergangenheit (einem Nicht-mehr) verbindet und ihrem Bewusstsein im Zeitpunkt der Gegenwart (Jetzt) prägt und ihren weiteren Lebensweg in einer Zukunft (einem Späteren oder Noch-nicht) bestimmt. Hier scheint es, dass die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft eng verbunden sind. Die Vergangenheit ist nie bloß historisches Faktum sondern fordert die Menschen auf, daran zu arbeiten: wahrnehmen, erkennen, deuten und reflektieren. Das ist ein Prozess der Erinnerung an eine Vergangenheit und dies ist der eine Ausgangspunkt dieser Untersuchung.

Am vergangenen 27. Januar 2015 ist international an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz vor 70 Jahren erinnert worden. Zu diesem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz fand die NDR-Moderatorin Anja Reschke in ihrem Kommentar deutliche Worte über den Umgang mit dem Holocaust, was im Internet heftig diskutiert wird: 

„Auschwitz, Holocaust. Ich kann's nicht mehr hören. Es muss doch mal Schluss sein. (…) Es gibt keinen Schlussstrich in der Geschichte – in keiner. Klar, lieber erinnern wir uns an Karl den Großen, Bismarck oder die Wiedervereinigung – aber Auschwitz ist nun mal passiert. Wieso sollten wir ausgerechnet das Kapitel der Judenverfolgung hinter uns lassen? Dieser Teil unserer Geschichte ist in seiner Abartigkeit so einzigartig, dass er gar nicht vergessen werden kann. Ich bin dritte Generation. Ich war nicht dabei und trotzdem habe ich mich geschämt als ich wieder diese Bilder gesehen habe, weil es zu meiner Identität als Deutsche gehört, ob ich will oder nicht. (…)." [1]

In dieser Arbeit wird die These der deutschen Kollektivschuld am Holocaust im DaF-Unterricht im Zusammenhang mit dem Erinnerungsort "Auschwitz" dargestellt. Mit Hilfe eines Beitrags von Norbert Frei (ein Historiker an der Universität Jena) mit dem Titel „Von deutscher Erfindungskraft oder die Kollektivschuldthese in der Nachkriegszeit“ aus dem Taschenbuch „1945 und wir“ im Jahr 2009 wird die Frage nach kollektiver Schuld (und kollektiver Verantwortung) der Deutschen an den Verbrechen Nazideutschlands thematisiert. Darüber hinaus wird im Rahmen der didaktischen Konzepte des DaF-Unterrichts von Roger Fornoff diese Kollektivschuldthese analysiert, damit dieses Thema im DaF-Unterricht kultursensibel behandelt werden kann, insbesondere für Nicht-Deutsche Studierende.

1.1         Kollektives Gedächtnis und Erinnerung

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte der französische Soziologe Maurice Halbwachs eine Theorie des kollektiven Gedächtnisses (mémoire collective). In seinem 1925 veröffentlichen Werk Les cadres sociaux de la mémoire erklärt Halbwachs, dass jedes Individuum Anteil an zahlreichen kollektiven Gedächtnissen hat. Für ihn ist das Gedächtnis ein soziales Phänomen. In erster Linie interessierte er sich für Prozesse der Sozialisation und für die Entstehung von Kohäsion innerhalb einer Gruppe. Das kollektive Gedächtnis ist deshalb für ihn definiert als die Schnittmenge aus den individuellen Gedächtnissen der Angehörigen einer sozialen Gruppe. Jedes Gruppengedächtnis ist an soziale Bezugsrahmen gebunden und ist kollektiv geprägt (vgl. Jan Assmann 2007: 34 – 36). „Wir erinnern nicht nur, was wir von anderen erfahren, sondern auch, was uns andere erzählen und was uns von anderen als bedeutsam bestätigt und zurückgespiegelt wird“ (Jan Assmann 2007: 36). Das heißt, „das individuelle Gedächtnis baut sich in einer bestimmten Person kraft ihrer Teilnahme an kommunikativen Prozessen auf. […] Das Gedächtnis lebt und erhält sich in der Kommunikation. […] Man erinnert nur, was man kommuniziert und was man in dem Bezugsrahmen des Kollektivgedächtnisses lokalisieren kann“ (ebd.: 37). Die Unterscheidung zwischen einem „individuellen“ und einem „kollektiven“ Gedächtnis nach Halbwachs bedeutet nicht, dass das individuelle Gedächtnis sich vom kollektiven Gedächtnis trennt, sondern immer in Verbindung mit dem Kollektivgedächtnis bleibt. Diesen von Halbwachs herausgestellten sozialen Aspekt des individuellen Gedächtnisses haben dann Jan Assmann und Aleida Assmann zum Begriff des „kommunikativen Gedächtnisses“ weiterentwickelt, wobei Aspekte wie Liebe, Interesse, Gefühle der Verbundenheit, der Wunsch dazuzugehören, Hass, Feindschaft, Misstrauen, Schmerz und Schuld eine entscheidende Rolle spielen (Jan Assmann 2007: 15).
Neben dieser Unterscheidung zwischen einem „individuellen“ und einem „kollektiven“ Gedächtnis geht auch Halbwachs von einer scharfen Abgrenzung von mémoire und histoire, von Geschichte und Gedächtnis aus. Die „Geschichte“, so Halbwachs, schaut nur auf die Ähnlichkeiten und Kontinuitäten; so nimmt sie nur Differenzen und Diskontinuitäten wahr. Das Gedächtnis aber sieht die Gruppe „von innen“ und ist bestrebt, ihr ein Bild ihrer Vergangenheit zu zeigen und sich wiederzuerkennen. Dagegen blendet die „Geschichte“ wandlungslosen Zeiten als „leere“ Intervalle aus ihrem Tableau aus. Veränderung eines Ereignisses in ihrem Prozess gilt für Geschichte nur als historisches Faktum. Für Halbwachs beginnt die Geschichte dort, wo die Tradition aufhört und sich das soziale Gedächtnis auflöst. Wo die Vergangenheit nicht mehr erinnert wird, hebt Geschichte an (vgl. Jan Assmann 2007: 42 -45).
Aufbauend auf Halbwachs wandte der französische Historiker Pierre Nora das Konzept „kollektives Gedächtnis“ auf die französische Nation an. Wie bei Halbwachs spielt in Noras Ansatz die Unterscheidung von histoire und mémoire, von Geschichte und Gedächtnis/Erinnerung, eine bedeutende Rolle. Für Nora sind Geschichte und Gedächtnis keineswegs Synonyme, sondern (wie uns heute bewusst wird) stehen in einem scharfen Gegensatz zueinander. Für Nora sind Geschichte und Gedächtnis keineswegs nur Synonyme, sondern (wie uns heute bewusst wird) stehen sie in einem scharfen Gegensatz zueinander. Das Gedächtnis wird, so Nora, „von lebendigen Gruppen getragen und ist deshalb ständig in Entwicklung, für den der Dialektik des Erinnerns und Vergessens offen sind. Es weiß nicht um die Abfolge seiner Deformationen. Es ist für alle möglichen Verwendungen und Manipulationen anfällig, sowie zu langen Schlummerzeiten und plötzlichem Wiederaufleben fähig (Nora 1990: 12). Mémoire umfasst sowohl Gedächtnis als auch Erinnerung und beinhaltet semantisch bereits eine kollektive Dimension des Gedächtnisses (Vater 2009: 25). Die histoire dagegen ist eine problematische und unvollständige Rekonstruktion von Ereignissen und Entwicklungen in der Vergangenheit, von dem „was nicht mehr ist“. Das Gedächtnis ist ein immer aktuelles Phänomen. Es wird von Menschen gelebt und haftet am Konkreten, im Raum, an der Geste, am Bild und Gegenstand, oder laut Maurice Halbwachs: „Jedes Kollektivgedächtnis hat als Träger eine in Raum und Zeit begrenzte Gruppe“. Man kann die Gesamtheit der Ereignisse nur unter der Bedingung in einem einzigen Tableau versammeln, dass man sie vom Gedächtnis der Gruppen ablöst, die die Erinnerung daran bewahrt haben (…)“ (Halbwachs 1985: 75). Demgegenüber ist die Geschichte eine Repräsentation der Vergangenheit, die Entlegitimierung der Vergangenheit und fördert Analyse und kritische Argumentation. Daher formulierte Nora die Mission der Geschichte: „das Gedächtnis zu stören und zu verdrängen.“ Das Gedächtnis ist ein Absolutes, die Geschichte ist aber relativ.[2] Für Halbwachs sind Gedächtnis und Geschichte in jeder Hinsicht Gegensätze. Wo die Vergangenheit nicht mehr erinnert bzw. gelebt wird, fängt die Geschichte an. „Die Geschichte beginnt im Allgemeinen erst an dem Punkt, wo die Tradition aufhört und sich das soziale Gedächtnis auflöst. Die eigentliche Vergangenheit ist für die Historie das, was nicht mehr einbegriffen ist in den Bereich, in den sich noch das Denken aktueller Gruppen erstreckt. Es scheint, dass sie warten muss, bis die alten Gruppen verschwunden sind, bis ihre Gedanken und ihr Gedächtnis erloschen sind, damit sie sich damit beschäftigen kann, das Bild und die Abfolge der Fakten festzulegen, die sie allein zu bewahren in der Lage ist“ (Halbwachs 1985: 103).
Unter dem Begriff „Erinnerungsorte“ in Noras Projekt lieux de mémoire versteht man einen „materiellen wie auch immateriellen, langlebigen, Generationen überdauernden Kristallisationspunkt kollektiver Erinnerung und Identität, der durch einen Überschuss an symbolischer und emotionaler Dimension gekennzeichnet ist. Sie sind in gesellschaftliche, kulturelle und politische Üblichkeiten eingebunden und in dem Maße verändert, in dem sich die Weise seiner Wahrnehmung, Aneignung, Anwendung und Übertragung verändert“ François 2005: 9). Die Erinnerungsorte sind zunächst einmal materielle Überreste und die sichtbaren Bilder, die äußere Form, in der ein gedenkendes Bewusstsein in einer Geschichte überdauert, welche nach ihnen ruft, weil sie nicht um sie weiß (vgl. Nora 1990: 17-19). Der Ausdruck „Ort(e)“ im Begriff „Erinnerungsorte“ bedeutet für Nora nicht nur historisch-geographische Städte oder Orte, sondern auch symbolische Orte (eine Vielzahl von Medien unterschiedlicher Materialität). Dazu zählen Ereignisse, Symbole, Personen, simple Gedenkstätten wie Kriegerdenkmäler, Embleme, Gedenkfeiern, Museen, Texte und Tradition oder Institutionen (Nora 1990: 7). 


[1] Der ganze Kommentar findet sich in Tageschau.de: https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-58075.html. Letzter Abruf 01. Februar 2015.
[2] Um die erlebte Geschichte und die intellektuelle Operation zu bezeichnen, gibt es im Französischen nur ein Wort Histoire. In den deutschen Sprachgebrauch unterscheidet man Geschichte und Historie. Vgl. ebd. S. 12-13.


* Hausarbeit Kernbereich- MA. DaF. K04 (Aktuelle Ansätze zur Kulturvermittlung)
   Wintersemester/Sommersemester 2014/2015

   Friedrich-Schiller-Universität Jena
  Institut für Auslandsgermanistik, Deutsch als Fremdsprache, Deutsch als Zweitsprache

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