„MISSIONSDRAMA“:
EIN KLEINES
PFINGSTEREIGNISS
- Szene:
Kolonialisierung und Mission
Einheimische Musik (60s) wird gespielt. Auf der Bühne
sind ein Soldat mit dem Schwert und ein Priester (im Talar) mit Bibel in der
Hand zu sehen, die langsam durch die Bühne gehen.
Der Sprecher:
Die Kolonialisierung und die Mission sind in der Geschichte
der Menschheit wie zwei Seiten einer Medaille. Dem Christentum bleibt es –
nicht zu Unrecht – ein Stachel im Fleisch. Wenn man aber die Früchte der
Missionsarbeit für die Entwicklung der Menschheit im Ganzen sieht, spürt man
doch – ungeachtet der Unterdrückung des Volkes durch die Kolonialisierung
– eine leise Dankbarkeit. Gott ist in
der Geschichte mächtig....
- Szene:
Steinlegung der katholischen Mission in Ostindonesien
Sprecher:
(Der Ortvorsteher [der Radja] und der Schiffkapitän betreten
die Bühne)
Als die portugiesischen Seefahrer und Kaufleute in den
ostindonesischen Archipelen ankamen, kümmerten sie sich zwar in erster Linie um
ihren Gewürzhandeln. Sie versuchten aber auch nebenbei dem einheimischen Volk
ihren christlichen Glauben.
(Sie nehmen ihren Platz. Der Ortvorsteher hört dem Kapitän aufmerksam zu, auch wenn der Kapitän
nur mit Händen und Füßen redet, da er die einheimische Sprache nicht sprechen
kann)
Als 1556 ein portugiesisches Schiff wegen schlechten Wetters
monatelang auf der Insel Solor festsaß, war der Kapitän des Schiffes mit dem Ortvorsteher
(dem Raja) von Lohajong in Kontakt getreten.
Der Ortvorsteher (auf Indonesisch) ruft seinen Diener und
befiehlt ihm:
Panggillah seluruh anggota masyarakat untuk datang ke sini
dan dipermandikan oleh Tuan ini (gleich übersetzt: Sammle den ganzen
Bewohner meines Reiches ein, um sich von diesem Herrn taufen zu lassen).
Nach einer Weile kommt der Diener mit dem ganzen
Bewohner, kniend vor dem Kapitän und dem Raja.
Sprecher:
In der Folge unterwies der Kapitän den Radja und einer
Gruppe seiner Untertanen in seinem Glauben und taufte die so Unterwiesenen noch
vor seiner Abreise.
Der Kapitän nimmt das Wasser und tauft alle Anwesenden,
angefangen von dem Ortvorsteher (dem Radja).
Sprecher:
Bei seinem Abschied versprach er ihnen die Sendung eines
katholischen Geistlichen. Diesem Wunsch entsprechend, sandte der Prior der
Dominikaner in Malaka vier Jahre später zwei Patres nach Solor. Sie ließen sich
in unmittelbarer Nähe des Forts Lohajong nieder.
- Szene:
Vertrag von Lissabon (1859)
Sprecher:
Die Mission auf Flores musste sich immer weiter
zurückziehen, besonders nach dem die Holländer ihren Siegeszug von Java aus bis
zum Nusa Tenggara ausdehnten und die Portugiesen allmählich von der Insel vertrieben.
Da aber die Holländer auf diesem östlichen Teil der Insel
nur eine schmale Ausbeute fanden, zogen sie sich weiter nach Westen zurück und
überließen das Feld den „restlichen Portugiesen“. Die Mission der Dominikaner
auf Flores und dem Solor-Archipel
erlebte einen traurigen Niedergang.
Die kleinen Gruppen von portugiesischen und holländischen
Kaufleuten betreten die Bühne, um im so genannten Vertrag von Lissabon Verhandlungen
über die Lage auf Flores zu besprechen.
Im Vertrag von Lissabon (1859) konnten die Portugiesen ihre
Sorge um die verlassenen Christen auf Flores zum Ausdruck bringen. Sie setzten
ihr Vertrauen auf die Bereitschaft der holländischen Kolonialregierung, die
Missionsarbeit auf Flores durch holländische Missionare weiterzuführen.
Der Beschluss: Flores, die östlich daran anschließenden
Inseln und der Westteil von Timor ging in den Besitz des Hollands über, das
sich aber vertraglich verpflichtete, für die seelsorgliche Betreuung der
verlassenen einheimischen Katholiken auf Flores Sorge zu tragen“.
- Szene:
Übergabe der Mission auf Flores an Steylermissionare durch den Jesuiten
Sprecher
Im Jahre 1863 übernahm die Jesuiten die Missionsarbeit auf
Flores. Sie waren der Überzeugung, dass zum Wesen von Mission auch Bildung und
nicht nur die Zahl der Taufen gehört. Sie fingen deshalb an, Missionsschulen zu
gründen. In dieser Zeit zogen auch einige Missionsschwestern aus Holland auf
Flores ein, um dort vor allem die Mädchenschulen zu gründen. Unter ihnen waren
die Franziskanerinnen von Heythuysen (1879) und Tilburger Schwestern (Zusters
van de liefde).
Ein Jesuit mit einer Mappe in der Hand und ein Steyler
betreten die Bühne. Sie treffen sich und sprechen über die Übergabe der Mission.
Am Ende wird der Vertrag unterschrieben.
Die blühende Missionsarbeit auf Flores wurde von den
Jesuiten schweren Herzens durch den Beschluss der Propagandakongregation vom
20. Juli 1914 an die Steyler Missionare übergeben.
Der erste Weltkrieg beendete alle Pläne zu einem weiteren
personellen Ausbau der Mission. Erst nach dem Ende des ersten Weltkrieges, als
die deutschen Steyler Missionare in Togo (Westafrika) zum Verlassen des Landes
gezwungen worden waren, konnte das Steyler Generalat in Rom diese erfahrenen
Togo-Missionare nach Flores senden (18 Patres und 4 Brüder). Sie durften dann
einen großen Aufschwung in der Missionsgeschichte von Flores bis zum zweiten Weltkrieg erleben.
Die Erfolge der Missionsarbeit machten das Vikariat der Kleinen Sundainseln
zu einem der blühendsten Missionsgebiete der ganzen katholischen Welt. 1915
zählte man in Nusa Tenggara 33.000 Katholiken, 1930 bereits 169.000.
- Szene:
Vom missionierten zu missionierenden Kirche
Nach der Übernahme der Solormission setzten sich die Steyler
Missionare hauptsächlich auf die Inkulturation. Die Steyler Missionare haben
lange vor der Öffnung der Kirche und Theologie gegenüber anderen Kulturen und
Religionen schon die einheimische Kultur schätzen gelernt und einige
Kulturelemente in die „römische Liturgie“ integriert.
„Viele der seit 1913 auf Flores tätigen Steyler
Ordenspriester hatten neben Theologie auch Völkerkunde, Sprachwissenschaften
und Archäologie studiert. Sie setzten sich nicht nur die Bekehrung der Einheimischen
zum Ziel, sondern widmeten sich nicht weniger intensiv der systematischen Erforschung der lokalen
Lebensformen, Sprachen und Religionen, Gebiete, auf denen einige von ihnen
bleibende Verdienste erwerben sollten“.
Nun betreten alle indonesische Mitbrüder (auch die
Neupriestern) die Bühne und bereiten sich vor für einen kulturellen Beitrag, in
dem sie ein kirchliches Lied mit einheimischem Motiv singen.
Mission ist keine Einbahnstrasse. Es ist wie ein
„Pfingstereignis“, dass von diesem kleinen Insel Flores (ca. 18.000 qkm) seit
1982 mehr als 300 Missionare (nur Steyler Missionare) in die ganze Welt gesandt
wird. Unter ihnen sind unsere Neupriester Kristoforus Adeodatus und Agateus
Ngala, die ihre Erstbestimmung für Deutschland erhalten haben.
Mit der Botschaft „Gott ist in unserer Mitte“ sehen sie sich
als Missionare aus den so genannten jungen Kirchen gefordert, mitten in einem
„altchristlichen Land“ ein kleiner Zeuge der Liebe Gottes zu sein, der Liebe,
von der die Missionare dieses Landes – vom Geist Gottes gepackt – mit großer Begeisterung gepredigt haben.
In dankbarer Erinnerung an die Missionare dieses Landes und
an all das, was sie für die jungen Kirchen in Indonesien getan haben und noch
tun, singen wir gemeinsam ein Lied mit einheimischem Motiv, was auch die
Missionare im Rahmen der Inkulturation sehr gefördert haben.
(geschrieben von P. Polykarp Ulin Agan)
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